Herbst, der erwachsene Geschmack und Lao Mane Gushu Puer
Der Herbst kann fruchtbar sein, wie Rilke beim letzten Gedicht beschrieb, wenn man einen Raum schafft, bewusst in die Einsamkeit kehrt, um mit dem Schöpferischen zu verbinden. Wenn der Herbst weiter fortschreitet, fangen alle Blätter an, zu fallen. Nicht nur die fallenden Blätter sind schwer, sondern auch die Erde. Der Dichter Rilke spürte 1902 seine schwere Existenz in der gelb gefärbten Landschaft und die Einsamkeit begünstigt nicht mehr die innere Sammlung. Die Einkehr zu halten, wurde zu einem Thema.
Wenn alles scheint zu fallen, was ist, das uns noch mit dem Schöpferischen verbinden kann? Was ist, das uns hält, treu zu unserem Werk zu bleiben, nicht von der trivialen Belanglosigkeit abgelenkt zu werden?
Was sagt uns Rilke hier?
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
Aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer welcher dieses Fallen
Unendlich sanft in seinen Händen hält.
葉落了,
仿佛從那遙遠的空中,
好似天國里的花園都已凋萎,
枯葉搖擺著,
不情願的墜落。
在一個個夜裡,
沉重的地球
也離開了星群,
墜入了寂寞。
我們大家都在墜落。
這隻手也在墜落。
瞧:所有人全在墜落。
可是有位,他用自己的雙手
無限溫柔地
將這墜落的一切捧在手心中。
Während in der äusseren Welt scheinbar alles zu fallen beginnt, und dadurch die innere Welt zu brechen bringt, ist es die Zeit, den Blick zu ändern. Von aussen nach innen. Vom Greifen zum Fühlen. Wenn man mit dem Herzen beginnt zu schauen, wird die Landschaft einzigartig. Denn jedes Herz ist einzigartig. Das führt zu Einsamkeit. Aber unser Einfühlungsvermögen bekommt einen Raum geschenkt in dieser Einsamkeit, welche die Einzigartigkeit des Fühlens des Einzelnen zu formulieren hilft. Genau dieses Fühlen und seine einzigartige Formulierung ist die Öffnung zur Liebe und zum Universum. Es stellt wieder eine Verbindung zum Schöpferischen her. Wir werden wieder eins mit dem Universum. Dort werden wir immer gehalten, ohne angehalten zu werden. Das Fallen der äusseren Welt ist nur ein Abbild der Vergänglichkeit. Das Beständige ist das Festhalten, ohne anzuhalten. Das ist die wahre Liebe der Unendlichkeit.
Es fühlt sich sehr ähnlich an wie der Lao Man E Gushu Puer. Er ist herb und zugleich süss. Er ist adstringierend und wirkt vielleicht abstossend, als ob er unsere Erwartung von einem gefälligen Tee in Frage stellen würde. Er ist nicht gefällig, er fordert uns heraus, aber schenkt uns einen fein geschliffenen Diamond voller Facetten, wenn wir ihn Aufguss auf Aufguss wiederholt geniessen.
Der Tee Lao Man E fühlt sich für mich wie die schwarze Madonna an, die Menschen viel Liebe spendet, aber auch die Schatten spiegelt. Ähnlich wie dieser Tee herb, bitter und süss.
Woher kommt diese Bitterkeit und wieso wird diese Bitterkeit hochgeschätzt?
Lao ManE ist das älteste Dorf des Bulang Volkes, eine Minderheit in Menghai Yunnan, mit mindestens 1300 Jahre Geschichte. Das Dorf wird von alten Teebäumen umringt und von neuen jungen organisch angebauten Teepflanzen. Doch diese neu angebauten Teepflanzen gehört zum offiziellen Plan von „Tuopin“ – Ausstieg aus der Armut, denn der Anbau von Terrasse Tee sollte das Reichtum bringen – hoffte die Regierung. Doch diese neu angebauten Teepflanzen sind „süss“ – anders als die alten Bäume – die Gushu Sorte.
Warum wird der bittere Tee beim chinesischen Teeliebhaber hochgeschätzt? Der Geschmack „Bitter“ hat in der chinesischen Kultur eine besondere Stellung, er gehört zum Geschmack für „Erwachsen“, „Medizinisch“ oder „Essentiell“. Nur unerfahrene Menschen lieben angenehm süsse Geschmäcke. Darum wird der „bittere“ Geschmack von Lao ManE geehrt und gerne gelagert.